• Thema des Beitrags: GTE on Tour
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Hier machen Teilnehmende des Geh-Treffs eine Pause auf dem Friedhof in Enger bei der Skulptur „Begegnung“

Seit nunmehr fünf Jahren hat sich der Generationentreff Enger (GTE) im Kreis Herford mit einem Bewegungsangebot auf den Weg gemacht, welches das Feld „Demenz und Gehen“ behandelt. Wöchentlich findet ein Geh-Treff statt, welcher unter der Regie des GTE organisiert und durchgeführt wird. Dabei hat sich der Geh-Treff zu einer festen Größe innerhalb des Generationentreffs und der Stadt Enger entwickelt. Im Rahmen des Geh-Treffs kommen Menschen zusammen, die gemeinsam und unter qualifizierter Begleitung eines Geh-Paten oder einer Geh-Patin regelmäßig spazieren gehen. Dabei sind alle Interessierten, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, mit Rollator oder ohne, herzlich willkommen.

Der Geh-Treff findet in der Regel in der alltagsnahen Umgebung statt. Neben der Gemeinschaft sollen auch die Gesundheit und Ausdauer der Teilnehmenden gefördert werden. So belegen wissenschaftliche Studien, dass regelmäßige Spaziergänge dazu beitragen können, die körperliche und geistige Fitness sowie die Lebensfreude zu erhalten. Gleichzeitig kann dadurch auch das Vertrauen in die eigenen Kräfte erhalten oder zurückgewonnen werden. Die Teilnahme ist auch für demenziell Erkrankte gut geeignet. Grundidee und Potenziale von Geh-Treffs wurden im Oktober 2018 im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme für Gesundheits-Interessierte vom Kreissportbund Herford (KSB) und der evangelischen Diakoniestiftung in Herford vorgestellt. Mit Erfolg: Nach dem Vortrag konnten an verschiedenen Standorten wie Kirchlengern, Löhne und Herford weitere Geh-Treffs etabliert werden.

Im Allgemeinen ist der Generationentreff Enger eine Kommunikationsplattform für gemeinwohlorientierte Seniorenarbeit. Die Entstehung geht auf das Modellprojekt „Aufbau von sozialen Netzen im ländlichen Raum“ zurück, welches in der Zeit vom 01.04.1998 bis 31.12.2000 zusammen mit dem Land NRW durchgeführt wurde. Die geschaffenen Strukturen wurden auch nach Abschluss des Modellvorhabens Ende des Jahres 2000 beibehalten und die wertvolle Arbeit wird weitergeführt. Zurzeit engagieren sich unter der Schirmherrschaft von Günter Niermann insgesamt 89 Bürger:innen in Eigenorganisation und in Kooperation mit verschiedenen Netzwerken. Unter dem Motto „Gemeinsam und voneinander lernen und miteinander handeln“ bietet der GTE neben Sprach- und Computerkursen auch verschiedene Bewegungsangebote für Senioren an. Der GTE ist ein Vorreiter in der Seniorenarbeit im Kreis Herford. Hinsichtlich der Bewegungsangebote arbeitet der GTE eng mit dem Kreissportbund Herford (KSB) zusammen. Aus dieser langjährigen Zusammenarbeit ist 2018 auch der aktive Geh-Treff entstanden.

Ein weiteres Bewegungsangebot des GTE ist die Geh-Fußball-Mannschaft. Geh-Fußball wurde 2011 in England erfunden und gilt seitdem als neuer Bewegungstrend im Bereich des Seniorensports. Zusammen mit anderen Akteuren wie dem Fußballkreis und dem Kreissportbund Herford hat der GTE im Jahr 2019 die Interessengemeinschaft Geh-Fußball für den Kreis Herford gegründet. Aus der Initiative resultierte im gleichen Jahr die Bildung der ersten Ü70-Geh-Fußball-Mannschaft im Kreis Herford. Aktuell beteiligen sich dort bis zu 13 Männer und eine Frau mit stets wachsender Zahl an Teilnehmenden. Durch die gelenkschonende Konzeption richtet sich Geh-Fußball insbesondere an Menschen, denen klassischer Fußball zu schnell, zu körperbetont und mit zu hoher Belastung verbunden ist. Wie auch beim Geh-Treff, können Demenzpatienten am Geh-Fußball teilhaben. Die Regeln orientieren sich an den altbekannten Fußballregeln, beinhalten jedoch alters- und zielgruppenspezifische Anpassungen. So darf während des gesamten Spiels nur gegangen werden. Laufen ist sowohl mit als auch ohne Ball verboten. Intensiver Körperkontakt beispielsweise in Form von Grätschen ist nicht erlaubt. Zudem darf der Ball maximal auf Hüfthöhe gespielt werden. Geh-Fußball wird ohne Torhüter:innen auf einem kleineren Spielfeld und mit kleineren Toren gespielt. Die Spielzeit können die Spieler individuell nach eigenen Wünschen festlegen. Durch die Anpassung der Regeln können alle Fußballbegeisterten am Angebot teilnehmen – egal ob mit oder ohne Demenzerkrankung, mit neuem Herz, künstlichem Kniegelenk, Behinderungen oder anderen körperlichen Einschränkungen. Trotz des Laufverbotes ist die Geschwindigkeit des Spiels mitunter schnell, sodass man auch beim Geh-Fußball ins Schwitzen kommt. Der Sport wirkt sich dabei nicht nur positiv auf die Kraft und Koordination, sondern auch auf die Ausdauer der Sporttreibenden aus. Nicht zuletzt trägt der regelmäßige Kick in geselliger Runde auch zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls bei.

Gerade bei Demenzerkrankten ist eine solche soziale Einbindung von besonderer Bedeutung. So können der Sport und die Interaktion mit anderen Menschen dazu beitragen, geistige und körperliche Fähigkeiten aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Gleichzeitig gibt es den Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit, wodurch das Wohlbefinden gestärkt wird. Der GTE schafft damit ein weiteres, sehr wertvolles Bewegungsangebot, welches großes Interesse auf sich zieht. In Herford und Umgebung erfreut sich Geh-Fußball seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Auf Initiative des GTE und des KSB konnten bereits einige Geh-Fußball-Turniere veranstaltet werden. Im Jahr 2022 wurde ein Turnier für die Altersklassen Ü60 und Ü65 durchgeführt. Alle Mannschaften haben bereits zugesagt, dass sie auch in diesem Jahr gerne wieder dabei sind.

Der Generationentreff Enger behandelt viele wichtige Gebiete in der Seniorenarbeit und geht dabei häufig Hand in Hand mit verschiedenen Kooperationspartnern. Einer dieser Partner ist der bereits erwähnte Kreissportbund Herford. Um noch bessere Unterstützung leisten zu können, hat der KSB Herford zusammen mit dem Demenzverbund des Kreises Herford im Jahr 2022 die Koordinierungsstelle „Demenz und Bewegung“ ins Leben gerufen. Diese soll die bestehende Kooperation der beiden Institutionen und ihre gemeinsamen Aktivitäten im Themenfeld Demenz weiter ausbauen. Dabei hat es sich der KSB zur Aufgabe gemacht, Sportvereine wie auch Pflegeeinrichtungen und Institutionen wie den Generationentreff Enger für das Thema Demenz und Bewegung zu sensibilisieren. Durch bewegungsfördernde Gruppenaktivitäten soll zudem die Aufmerksamkeit bei Akteuren außerhalb des Sportsystems erhöht werden. Dazu gehört auch die Unterstützung des Geh-Treffs, den der GTE in Enger anbietet. Es besteht daher die berechtigte Hoffnung, dass der Generationentreff seine wichtige Arbeit auch im Kontext „Demenz und Gehen“ in den nächsten Jahren erfolgreich weiterführen kann.

Bericht Alice Ruhnau, Kreissportbund Herford