Initiieren, Aufbau und vernetzen von ehrenamtlichen „Selbsthilfegruppen Demenz“ in allen Städten und Gemeinden im Kreis Herford als Modellprojekt vom 01.10.2017 bis 30.09.2020.

Pressebericht der NW vom 19.09.2017

Träger: Leben-Wohnen-Begegnen e.V. in Kooperation mit dem Haus Stephanus in Hiddenhausen und dem Simeonsstift in Vlotho, Träger ist das Evangelische Johanneswerk

Präambel

Eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Zukunft ist, vor allem älteren Menschen die bestmögliche medizinische, therapeutische, pflegerische Versorgung und Betreuung von Menschen mit Kognitiven Einschränkungen als auch den Angehörigen zukommen zu lassen.
Dafür müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen für ein Älterwerden in Würde und für ein selbstbestimmtes Leben im Alter schaffen. Dabei spielt eine stärkere Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen in den einzelnen Kommunen eine große Rolle.

Der Verein Leben-Wohnen-Begegnen e.V. erhält von der Bezirksregierung Düsseldorf vom 1.10.2017 bis 30.09.2020 im Rahmen des Landesförderplanes „Alter und Pflege NRW“ den Auftrag, mit dem Aufbau eines Pflegeselbsthilfekontaktbüros zur Förderung der Pflegeselbsthilfegruppen Demenz, den Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Pflegenden Angehörigen als auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern beim Aufbau Ihrer ehrenamtlichen sozialen Strukturen in allen 9 Kommunen des Kreises Herford behilflich zu sein und sie dann zu vernetzen.

Das Pflegeselbsthilfekontaktbüro befindet sich im Haus Stephanus, Bertolt-Brecht-Straße 11, 32120 Hiddenhausen. Dieser Standort wurde aus strategischen Gründen der zentralen Lage im Kreis Herford und auch wegen der bereits seit Jahren mit dem Generationentreff Enger bestehenden Vernetzung von Ehrenamt und Hauptamtlichen gewählt.

Zwei über Jahrzehnte ausgewiesene Experten im Umgang mit dem Thema Demenz, Frau Karin Alex, Familientherapeutin und Günter Niermann von der Alzheimer Beratungsstelle Enger werden sich für das Projekt verantwortlich zeigen.
Begleitet wird das Projekt von den Hauptamtlichen Fachkräften Marianne Schläger-Kramer Hausleitung vom Simeonsstift in Vlotho und Manuela Schock Hausleitung vom Haus Stephanus in Hiddenhausen, da in einem späteren Schritt die Vernetzung mit den hauptamtlichen Netzwerken angestrebt wird.

Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe im Kreis Herford hat folgende nähere Zielsetzungen in Zusammenarbeit mit den zu initiierenden Selbsthilfegruppen:

* Aufbau, Stärkung und Vernetzung der Selbsthilfegruppen in den Kommunen untereinander und den Kooperationspartnern vor Ort.

* Sensibilisieren der Nachbarschaft. Die Nachbarn sind die eigentlichen Experten der Lebenssituation vor Ort.

* Die Entwicklung von neuen Rollen bürgerschaftlichen Engagements (Bürgermix) und lokalen Vernetzungen zwischen Ehrenamt und Profis erarbeiten.So viel wie möglich Ehrenamt und so wenig wie notwendig Professionalität. Wobei das Ehrenamt die Professionalität nicht ersetzen soll.

* Betroffene zu Beteiligten machen – Partizipation und Inklusion aktiv ermöglichen, d.h. Mit den Menschen- für die Menschen. Die Gestaltung passgenauer Angebotsstrukturen und Lebenswelten setzt die aktive Einbezie-hung der Menschen voraus, um deren Lebensumfeld und mögliche Unterstützungsbedarfe es geht.


* Das Bewusstsein bei den Menschen soll wachsen: „Jeder kann etwas tun!“ Ein Helferkreis für Gruppen und Haushalt entsprechend § 45 c+d soll aufgebaut und geschult werden.

* Soziale Ausgrenzung wirksam vorbeugen. Die Veränderung der familiären Strukturen und die oft unzureichende finanzielle Absicherung im Alter - gerade bei Frauen – bergen aber für viele Menschen schon heute die Gefahr einer sozialen Vereinzelung und Ausgrenzung bis hin zur Wohnungslosigkeit im Alter. Es ist zu befürchten, dass sich diese Probleme in Zukunft noch verstärken. Ziel muss es sein, das gesellschaftliche System in Bezug auf soziale Vielfalt in den Kommunen, wenn erforderlich, zu öffnen und das Miteinander von Menschen mit und ohne Pflege- oder Unterstützungsbedarf ungeachtet ihrer individuellen finanziellen Leistungskraft selbstverständlich zu machen.

* Pflegende Angehörige und die Pflege vor Ort stärken. Gerade zur Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens auch bei Unterstützungsbedarf sind Pflegende Angehörige eine tragende Säule bei der alltäglichen Pflege und Begleitung. Um diese Ressource auch für die Zukunft zu erhalten, müssen die Pflegenden Angehörigen selbst in ihrer eigenständigen Rolle, mit ihren eigenen Bedürfnissen und hinsichtlich ihrer eigenen Lebensqualität viel mehr als heute in den Blick genommen werden. Nur so kann der heute oft festzustellenden Überforderung und sozialen Isolation der Angehörigen wirksam begegnet werden.

* Lösungsansätze bei kognitiven Einschränkungen gemeinsam erarbeiten und mit offenen Begegnungsangeboten in den einzelnen Kommunen vor Ort kombinieren. Gerade die besonderen Anforderungen, die die Teilhabe, Betreuung und Unterstützung von Menschen mit einer kognitiv bedingt erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz an die Gesellschaft, aber auch an die Familien, Angehörigen sowie professionelle und ehrenamtliche Versorgungsstrukturen stellen, erfordern angesichts der quantitativen Entwicklung dementieller Veränderungen umfassende und neue Antworten.

* Mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit soll das Thema Demenz zu einem Gesprächsthema in der Stadt werden: „Man spricht darüber!“ Mit Kunst, Kultur, Musik und offenen Begegnungen. Die Selbsthilfegruppe Demenz vor Ort sollte ihren Bekanntheitsgrad in den nächsten Jahren dann mit den entsprechenden Angeboten steigern um sich zu einem Netzwerkknotenpunkt auszuweiten.

Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe im Kreis Herford hat folgende spätere Zielsetzungen in Zusammenarbeit mit den zu initiierenden Selbsthilfegruppen:betroffener

* Vernetzung mit Ärzten, Krankenhäuser, Therapeuten, Geriatrische Fachklink, Pflegestützpunkte, Sanitätshäuser und ambulante-, teilstationäre- und stationäre Einrichtungen der Altenpflege

 

Fakten, Erkenntnisse und Visionen

Im Kreis Herford gibt es 9 Kommunen mit ca. 250.000 Einwohnern. Dieses sind: Bünde, Enger, Herford, Hiddenhausen, Kirchlengern, Löhne, Rödinghausen, Spenge und Vlotho.

Menschen mit kognitiven Einschränkungen im Kreis Herford

22. Europäischen Alzheimer Konferenz, Wien 2012 / Statistische Daten der Städte im Kreis Herford/Anzahl betroffene Bürgerinnen und Bürger: Eigene Berechnung

Kommune             Gesamte Einwohnerzahl                 Schätzung Anzahl

                                                                                     Menschen mit Demenz

Bünde                                           45.027                                      747
Enger                                            20.241                                      336
Herford                                          65.113                                   1.041
Hiddenhausen                               20.206                                      401
Kirchlengern                                 15.909                                       254
Löhne                                           39.479                                       631
Rödinghausen                                9.693                                       155
Spenge                                         14.778                                       236
Vlotho                                           19.053                                       304


Kreis Herford Gesamt             249.499                                   4.105

Dem Alten- und Pflegeförderplan liegt der Konsens zugrunde, dass die demographische Entwicklung erhebliche Anforderungen an die Gestaltung der sozialen Infrastruktur in unserem Land stellt. Die größte Herausforderung an die Alten- und Pflegepolitik auf allen staatlichen Ebenen ist es, die Rahmenbedingungen für das Leben der immer größer werdenden Zahl der älteren Menschen so zu gestalten, dass in der nachberuflichen Phase bis zum Lebensende ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit einer hohen Versorgungssicherheit möglich ist.

Das bedeutet nicht nur die individuelle Lebenssituation in der Wohnung in den Blick zu nehmen. Genauso wichtig sind der Erhalt sozialer Teilhabe am Leben der Gemeinschaft und die Vermeidung sozialer Ausgrenzung, insbesondere durch Armut im Alter.

Es bedarf zukunftssicherer Lösungen, die in allen Bereichen von den Menschen her gedacht und gemeinsam mit ihnen gestaltet werden müssen. Zudem muss die konkrete Umsetzung einer auf die Zukunft ausgerichteten Alten- und Pflegepolitik im Schwerpunkt auf der lokalen Ebene erfolgen. Sie muss den direkten Lebenszusammenhang der älteren oder pflegebedürftigen Menschen kennen und ihr direktes Wohn- und Lebensumfeld bedarfsgerecht gestalten.

Günter Niermann

Karin Alex

Manuela Schock

Marianne Schläger-Kramer

 

Filme

Film WDR Standbild
Film "ALBERT" - Lokalzeit OWL
film lokale allianzen s
Film "Lokale Allianzen - Generationentreff Enger"
film lokale allianzen bund s
Film "Lokale Allianzen - Bundesprogramm des BMFSFJ"
film wir sind nachbarn s
Film "Wir sind Nachbarn - Demenz berührt ..."
Link zum Vorwort von Frau Schwesig
Film "Wir sind Nachbarn - Demenz berührt ..."